Entwicklung

Wir raten dringend: kein Gehfrei für Ihr Kind!

Die Kinderärzte raten: Sehen Sie vom Kauf einer Lauflernhilfe, auch Gehfrei genannt, unbedingt ab! Sie gehen große Risiken ein und weder Ihr Kind noch Sie haben Vorteile vom Gebrauch eines solchen Gerätes! Warum?

Zunächst ist das Unfallrisiko enorm hoch. Bei bis zu 10 km/h (!), die die Kinder erreichen, sind Stürze vorprogrammiert. Eltern unterschätzen die Geschwindigkeit und reagieren darum oft zu spät. Etwa 6000 Kinder verunglücken jedes Jahr in Deutschland mit Gehfreis. Knochenbrüche, Schädelverletzungen und anderes sind die Folge. Da die Kinder in der Lauflernhilfe stehen, können sie auch gefährliche Gegenstände, die auf der Küchenarbeitsfläche oder einem Tisch liegen und die für sie normalerweise noch nicht erreichbar wären, greifen und herunterziehen. Dabei kann es z.B. im Falle einer heißen Teekanne zu starken Verbrühungen kommen. Da die Kinder außerdem an Orte gelangen können, die ihnen sonst nicht zugänglich wären, sind auch Vergiftungen dokumentiert, zum Beispiel mit Medikamenten, die auf einem Schränkchen liegen.
Ein weiteres Argument gegen Gehfreis ist die nachteilige Wirkung auf die Entwicklung. Die Kinder lernen in Gehfreis Bewegungsabläufe falsch, natürliche Bewegungsabläufe, die dem Entwicklungsstand entsprechen würden, werden verhindert. Im Schnitt lernen die Kinder, wenn Gehfreis verwendet werden, tatsächlich sogar später laufen!

Bereits 1997 wurden Lauflernhilfen von der Stiftung Warentest untersucht. Alle getesteten Geräte, in denen die Kinder saßen, wurden als unnötig und gefährlich eingestuft und – einmalig bis dahin: es wurde vom Kauf aller getesteten Lauflernhilfen abgeraten!
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) setzt sich aus all diesen Gründen für ein Verbot der Lauflernhilfen ein. In Kanada sind Lauflernhilfen übrigens seit 2004 verboten.

DrS

Lügen bei Kleinkindern

Sicher kennen Sie das auch: Die Schokolade ist angeknabbert, der Mund noch ganz verschmiert und das Kind behauptet steif und fest, dass es erstens schon gaaaaanz lange nichts Süßes gegessen und zweitens sowieso schon die Zähne geputzt hat. Kinder, auch Kleinkinder, lügen. Viele Eltern erschrecken, was ist falsch gelaufen? Die Kinderärzte antworten: Keine Sorge, es ist nichts falsch gelaufen – das ist normal.

Kleinkinder können außerdem zwischen Wahrheit und Fantasie nicht unterscheiden. Sie erfinden Geschichten oder übertreiben maßlos. Das ist durchaus auch ohne Lügen der Fall. Seien Sie sich dessen bewusst, wenn das Kind das nächste Mal mit einer unglaubwürdigen Geschichte ankommt.

Kinder lügen mit 4 Jahren im Durchschnitt alle 2 Stunden, mit 6 Jahren alle 1 1/2 Stunden. Aber sehen Sie das nicht zu negativ. Es handelt sich beim Lügen-Lernen um einen wichtigen Entwicklungsschritt: Das Kind kann sich in einen anderen Menschen einfühlen, wenn es lügen kann. Das Kind erfasst, dass andere eventuell nicht wissen, was es selbst weiß – und diesen Umstand lernt es auszunutzen! Entwicklungspsychologen sagen sogar, dass Kinder umso früher lügen, je intelligenter sie sind. Eltern sollten bedenken, dass ein Kind immer einen Grund hat für das, was es tut. Auch wenn es sich dieses Grundes selbst nicht bewusst ist. Das kann beim Lügen die Suche nach Anerkennung, Angst vor Strafe oder ein erhoffter Vorteil sein.

Als Erwachsener bemerkt man die Lüge ja schnell, so dass Sie mit einem Satz wie „Das kann ich so nicht glauben!“ den kleinen Schwindler schnell entlarven können. Hinterfragen Sie auch einmal, ob Sie zu streng sind, wenn Angst vor einer Strafe das Motiv für die Lüge war und ob das Kind nicht auch von uns Erwachsenen gelernt hat, denn auch wir lügen ja nicht so selten… Und vermitteln Sie dem Kind auch, dass es mit allem zu Ihnen kommen kann und die Lüge gar nicht notwendig war. Und – wie eingangs erwähnt – Lügen ist einfach auch normal!

DrS